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Spiegel- oder Linsenteleskop?

Diese Frage dürfte wohl jedem unterkommen, der sich etwas mit der Materie beschäftigt. Und zurecht: Sie legt schon früh den Grundstein für die zukünftige Beobachtung. Im Folgenden erkläre ich die Bauweisen beider Varianten, gehe auf die jeweiligen Vor- und Nachteile ein und erläutere meine Empfehlungen für verschiedene Anwendungsbereiche. Wenn du nicht so viel Zeit hast, findest du gleich hier im Anschluss eine Schnellzusammenfassung. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

Zusammenfassung:

  • Spiegelteleskope (=Reflektoren) bestehen aus einem Haupt- und einem Fangspiegel

  • Linsenteleskope (=Refraktoren) bestehen aus unterschiedlich vielen Sammellinsen

  • Größere Spiegelteleskope sind erheblich günstiger als größere Linsenteleskope

  • Exakte Farbwiedergabe bei Reflektoren, jedoch Obstruktion (=Abschattung), die zu Kontrastverlust führt

  • Linsenteleskope bieten schärferes & kontrastreicheres Bild

  • Refraktoren meist einfacher in der Handhabung & transportabler, dafür Farbfehler (=chromatische Aberration)

  • Erschwingliche Linsenteleskope haben meist eine kleine Öffnung und sammeln deshalb weniger Licht

  • Linsenteleskope für Mond, Planeten und Natur

  • Spiegelteleskope für Deep-Sky (Nebel & Galaxien) 

Aufbau Spiegelteleskope

Wie der Name es schon vermuten lässt, handelt es sich beim Spiegelteleskop um Spiegel, welche die Lichtstrahlen im Inneren des Teleskops in das Okular, und in weiterer Folge in unser Auge leiten. Dabei unterscheidet man zwischen einem großen Hauptspiegel (auch Primärspiegel genannt), der dem Teleskopdurchmesser entspricht, und einem kleineren Fangspiegel (Sekundärspiegel). Das Licht trifft beim Eintritt in die Öffnung des Teleskops zuerst auf den Hauptspiegel, wird dann zum Fangspiegel weitergeleitet und gelangt schlussendlich zum Okular, welches das vergrößerte Bild erzeugt. Spiegelteleskope, auch "Reflektoren" genannt, gibt es in verschiedenen Ausführungen:
Newton-Teleskope, Schmidt-Cassegrain-Teleskope und Maksutov-Teleskope sind die wohl am häufigsten anzutreffenden Varianten. Unterscheiden tun sie sich durch die unterschiedliche Position der Spiegel im Inneren des Fernrohrs. So verändert sich auch beispielsweise die Länge des Tubus (Röhre, welche auf der Montierung sitzt): Während die Länge eines Newton-Teleskops in etwa der Länge seiner Brennweite entspricht, schaffen es Maksutovs und Cassegrain-Teleskope trotz eines extrem kurzen Tubus, eine erhebliche Brennweite möglich zu machen. Mehr dazu findest Du hier!

Aufbau Linsenteleskope

Im Gegensatz zu Spiegelteleskopen arbeiten sogenannte "Refraktoren" mit Sammellinsen. Wie viele Linsen sich im Tubus befinden, hängt von der Ausführung ab. Zuerst werden die einfallenden Lichtstrahlen durch die erste(n) Linse(n) im Brennpunkt gebündelt, dann kann das Bild durch eine weitere Linse am Ende der Röhre betrachtet werden. Diese Linse wird als Okular bezeichnet. Galileo Galilei höchstpersönlich war es, der mit einer einfachen Ausführung so eines Linsenteleskops die ersten astronomischen Himmelsbeobachtungen durchführen konnte! So gelang es ihm damals, einen genaueren Blick auf den Mond, sämtliche Planeten und viele Sterne zu werfen. Heute werden auch komplexere Varianten dieses Refraktors entworfen, die sich von Linsenanzahl und Aufbau unterscheiden. Genaueres zu den einzelnen Ausführungen findest Du hier!

Vor- und Nachteile eines Spiegelteleskops

Nachdem wir uns den Aufbau beider Teleskop-Varianten angeschaut haben, wird es nun spannend! Denn wer ein Teleskop kaufen will, sollte bestens mit den Pro und Contras der einzelnen Modelle vertraut sein. Fangen wir also an!
Spiegelteleskope sind in der modernen Astronomie die Regel. Wieso? Weil es wesentlich einfacher ist, große Spiegel zu bauen, als große Linsen. Das hat zur Folge, dass größere Reflektoren auch preislich gesehen die Nase vorn haben, so auch im Amateurbereich. Kurz gesagt, bekommt man eine große Öffnung zum kleinen Preis! Und eine große Öffnung ist wichtig, um lichtschwächere Galaxien und Nebel sehen zu können. Denn je größer der Durchmesser ist, desto mehr Licht kann gesammelt werden. Ein weiterer Vorteil von Spiegelteleskopen ist die exakte Farbwiedergabe, da das Licht im Teleskop nicht gebrochen wird.
Doch auch Reflektoren haben Nachteile, wie beispielsweise die Obstruktion: Sie entsteht durch Bauteile im Strahlengang des Teleskops und führt zu einer Abschattung, was den Kontrast des entstehendes Bildes verschlechtert. Im Falle eines Spiegelteleskops ist der "Übeltäter" hier der Fangspiegel, der das Licht seitlich zum Okular lenkt. Deshalb ist beim Kauf eines Teleskops immer auf dünne Fangspiegelstreben zu achten, um die Obstruktion nur minimal zu halten. Ich habe bei der Auswahl der auf dieser Website vorgestellten Teleskope nur qualitativ hochwertige Modelle ausgewählt, um eben jene Missgeschicke beim Kauf zu vermeiden. :-)
Ein Minuspunkt, der aber mit nicht viel Arbeit verknüpft ist, ist die Justage der Spiegel. Sie muss ab und an durchgeführt werden, weil sich die Spiegel - vor allem bei Transporten - minimal verschieben können, was zu Unschärfe führt. Mit einem Justierlaser ist dieses Problem aber leicht aus der Welt geschafft.

Vor- und Nachteile eines Linsenteleskops

Nachdem wir uns vorhin den wichtigsten Pro und Contras des Spiegelteleskops gewidmet haben, werfen wir jetzt einen genaueren blick auf die Refraktoren. Sie haben die Optik des "klassischen" Fernrohrs, was für viele menschen schon ein Pluspunkt ist. Und ja, so ein Design hat was! Linsenteleskope werden sehr häufig für Einsteiger empfohlen. Das lässt sich durch mehrere Attribute bestätigen: Sie sind einfach in der Handhabung, bei kleiner Öffnung meist ziemlich günstig & transportabel. Auch ich nutze als Zweit- bzw. Reisefernrohr einen einfachen Refraktor mit kleiner Öffnung und verhältnismäßig langer Brennweite. Linsenteleskope liefern im Vergleich zu Spiegelteleskopen mit gleicher Öffnung  ein kontrastreicheres und schärferes Bild, da sich sich kein "Hindernis" im Strahlengang befindet und somit Obstruktion kein Thema ist. Durch die geschlossene Bauweise ist auch keine innere Verschmutzung des Teleskops möglich und auf eine Justierung kann man ebenfalls verzichten: Alles in allem, sehr praktisch!
Die Kehrseite der Medaille hört unter anderem auf den Namen "Chromatische Aberration". Damit wird ein Farbfehler gemeint, der ausschließlich bei Linsenteleskopen vorkommt. Die Brechung des Lichts an den Linsen führt am Ende zu leichter Unschärfe und Fehlern bei der Farbwiedergabe. Diese können zwar mit speziellen Linsen ausgeglichen werden, die erforderlichen Zusatzkosten sind jedoch wenig erfreulich. Für Einsteiger und Personen, die nicht 100% genau sind, sind die genannten Fehler aber keine große Sache. Ich selber hatte auch noch nie ein Problem damit.
Zu guter Letzt ist da noch die relativ beschränkte Teleskop-Öffnung zu erwähnen. Linsendurchmesser, welche größer als 120mm sind, findet man relativ selten. Und wenn, dann ist der Preis mit ziemlicher Sicherheit ungeheuer hoch!

Empfehlung für Mond, Planeten & Natur

Wem es bei der Himmelsbeobachtung hauptsächlich um unser eigenes Sonnensystem geht, sprich Mond, Planeten und die Natur auf Erden, wäre mit einem Linsenfernrohr am Besten beraten. Durch den stärkeren Kontrast und die höhere Schärfe geht dieser Punkt ganz klar an den Refraktor: Natürlich auch, weil das Bild nicht spiegelverkehrt ist. Schnell und praktisch verstaubar, ist es somit ein zuverlässiger Begleiter auf Reisen. Und wer trotzdem mal einen Blick auf beispielsweise die Andromedagalaxie werfen will, der kann dies natürlich ebenfalls tun. Obwohl der Anblick in größeren Optiken imposanter erscheint, ist sie auch bei kleinerer Öffnung sichtbar! Noch ein Tipp: Für Stadtbewohner ist generell ein Linsenteleskop empfehlenswert, da dort wahrscheinlich sowieso nur die hellsten Objekte am Himmel sichtbar sind. Und wer einen dunklen Himmel will, muss ohnedies einen anderen Ort suchen, weshalb wir wieder zum besseren Transport des Teleskops kommen.

Empfehlung für Nebel & Galaxien

Will man tiefer ins All blicken, so kommt man an einem Spiegelteleskop nicht vorbei. Durch die meist größeren Durchmesser kann wesentlich mehr Licht gesammelt werden, als bei erschwinglichen Linsenteleskopen. Das hat den großen Vorteil, dass für relativ wenig Geld viel lichtschwächere Objekte, wie Galaxien, sichtbar werden! Hat man im besten Fall noch einen dunklen Himmel in der Nähe, kann der Reflektor seine ganzen Stärken ausspielen. Denn durch den größeren Umfang und das größere Gesamtgewicht, kann sich ein längerer Transport als durchaus schwierig herausstellen.

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